Als Spender in Frage gekommen
Anfang Juli bekam ich einen Anruf von der DKMS - meine Daten passen auf einen Patienten. Die erste Frage war, ob ich mich nicht doch für die Apherese entscheiden möchte - also eine Blutwäsche mit vorheriger Spritzenbehandlung. Als ich bereits 2 Jahre zuvor als potenzieller Spender in Frage kam, gab ich an, nur Knochenmark spenden zu wollen. Eine einstündige Narkose klang für mich besser als mir 4 Tage lang selber "irgendein Zeug" zu spritzen, bei dem ähnliche Nebenwirkungen wie bei einer Grippe auftreten können. Damals wurde aber jemand gefunden, der besser als Spender geeignet war.
Nach dem Telefonat bekam ich nochmals Infomaterial via Mail. Ich las mir alles erneut gewissenhaft durch und freundete mich mit dem Gedanken einer Stammzellspende durch die Apherese an. Danach klärte ich mit meinem Chef die Ausfalltage und rief am gleichen Tag die DKMS zurück und sagte einfach: "Ja, warum nicht ...".
Eine Woche später gab es dann die Voruntersuchung in der Entnahmeklinik. Blutabnahme, Gesundheitscheck, EKG, Fragebögen und mein erster, an mir ausgeführter Ultraschall - ich verkniff mir die Frage, ob es ein Junge oder Mädchen wird. ;D
Auf meine Frage hin, warum ich nicht Knochenmark spenden kann, bekam ich die Antwort, dass die Ärzte des Patienten entscheiden, welche die bessere Therapie für den Patienten sei - verstehe ich. Danach bekam ich einen Beutel voll G-CSF, Spritzen, Tüchern, Ibuprofen und einen Eimer für die benutzten Spritzen.
Im Bild sieht man die gesamten Utensilien, die ich für meine Stammzellmobilisierung benötigte - je 2 Packungen mit Spritzen und den G-CSF-Medikamenten am Morgen und 2 Packungen für den Abend. Das sieht jetzt erstmal viel aus, ist aber - wie hier im Video zu sehen - nicht wirklich schlimm.
Das Spritzen
Tag 1
Morgens:
Ich hatte Schiss vor dem ersten Stich mit einer Spritze, die ich mir selbst setze. Meine Freundin mit Spritzenerfahrung (Diabetikerin) unterstützte mich mental beim "ersten Mal" selber Spritzen. Aber es war alles halb so wild - das Schlimmste war die Überwindung, sich in den Bauch zu stechen. Bis auf einen kleinen "Pieks" hatte ich keine Schmerzen.Abends:
Ich spritzte anscheinend in eine "komische" Stelle. Es tut weh und brennt - die Stelle wird später auch hart. Ich hatte von da an wieder mehr Respekt vor dem Spritzen.Nebenwirkungen:
leichte Schulterschmerzen
Tag 2
Morgens & Abends:
Beim dritten und vierten Spritzen schlich sich bereits etwas Routine ein. Ich hatte diesmal auch keine Schmerzen mehr, da ich nun deutlich gewissenhafter zustach und mir die Flüssigkeit langsamer und mit mehr Pausen injizierte.Nebenwirkungen:
leichte Rücken-/ Kopfschmerzen; komisches Gefühl, bei einem Ausflug an sein Spritzenzeug denken zu müssen
Tag 3
Morgens & Abends:
Mein 4-jähriger Sohn ermahnte mich am Morgen mich zu spritzen. Dabei kam ich mir vor wie ein "Spritzen-Profi" - als hätte ich nie etwas anderes gemacht. Ich mischte morgens routiniert mein "Zeug" bereits im Halbschlaf zusammen (gefühlt wie ein jahrelang Abhängiger ;).Nebenwirkungen:
am Morgen nach der Spritze etwas Kurzatmigkeit (ich las nochmals die Nebenwirkungen im Beipackzettel - Waren das Anzeichen eines Milzrisses? - und überlegte mir, ob ich die Stammzellmobilisierung lieber abbrechen sollte, kurz darauf war jedoch alles wieder im grünen Bereich); stärkere Kopfschmerzen; abends stärkere Rückenschmerzen - die ersten Schmerztabletten wurden eingeworfen - alles wieder gut
Tag 4
Morgens & Abends:
"No Problem" - keine Schmerzen alles "easy"! Wenn ich bereits beim Einstechen merkte, dass ich eine schmerzhafte Stelle am Bauch getroffen habe, setzte ich die Spritze nochmal neu an.Nebenwirkungen:
stärkere Kopf- und Rückenschmerzen; habe auf Arbeit ein wenig durchgehangen; Bei dem Gedanken daran, was der Patient, für den ich Spende, wohl alles durchmachen muss, ist das jedoch alles Pille-Palle!
Die Stammzellenspende durch die Apherese
Nach einem ordentlichen Frühstück spritzte ich mich ein letztes mal - diesmal, wie geplant, eine höhere Dosis. Danach ging es ab nach Dresden zur Entnahmeklinik. Die Familie war mit im Gepäck, da ich nach der Spende nicht selbst Auto fahren durfte. Als wir an der Klinik ankamen, stieg mein Adrenalinspiegel merklich an, wodurch ich auch ordentlich nervös war.
Nachdem ich nochmals auf dem Klo war, greift mein Sohn ordentlich Schokolade von einer Krankenschwester ab - aufgrund der Hitze (Außentemperatur ca. 35°C) schmolz diese von der Hand zum Mund - die Sauerei lenkte mich ganz gut ab ;D
Ich gab mein Handy, Laptop und Kopfhörer an eine Schwester und trank noch etwas, verschloss meinen restlichen Kram im Spint und ging in den gut klimatisierten Spendenraum.
Zum Anschluss an die Maschine kann ich nicht viel schreiben. Ich schaute - zwecks Ablenkung - auf den Fernseher im Raum und bekam so, bis auf einen "Pieks", nicht viel mit. Danach bekam ich noch in den linken Arm einen Zugang gelegt - tat auch nicht wirklich weh.
Angesetzt ist die Spende auf 3 bis 5 Stunden. Meine Freundin stellte mir meinen Laptop zurecht - meine Hände und Arme konnte ich auf Grund der Schläuche und Zugänge in beiden Armen nicht wirklich bewegen. Zwischendurch gab es nochmal eine kurze Erklärung zur Maschine selber.
Nach ca. 1 Stunde gab es eine "Hochrechung", wie lange ich in etwa noch spenden müsse. Diese gab an, dass ich nur noch eine Stunde bräuchte - sehr zum Leidwesen meiner Freundin, die gerade am "Deutschen Hygiene-Museum" eingeparkt hatte und nun direkt wieder umkehren durfte. Ihren Urlaubstag in der Stadt hatte sie sich etwas anders vorgestellt (sorry Schatz =*).
Während der Spende hatte ich keine Schmerzen oder andere Probleme. Ich habe angenehm gelegen und den Film "Whiplash" genossen. Auf dem TV lief im übrigen "Inception" und danach die Neuauflage von "Jumanji" - geht also zur "Not" auch ohne eigene Technik.
Die Spende war beendet. Danach wurde mir noch erklärt, dass der Wirkstoff bei mir sehr gut angeschlagen habe und deswegen meine Kopfschmerzen und die übrigen aufgetretenen Nebenwirkungen etwas stärker ausgefallen seien. Zusätzlich ist die Anzahl der angeforderten Stammzellen bei jedem Patienten unterschiedlich.
Zum Schluss gab es noch etwas zu Essen. Nachdem sich mein Blutdruck normalisiert hatte, konnten wir dann auch nach Hause fahren.
Die Zeit nach der Spende
Kurz nach der Spende war ich etwas müde und "plemplem" im Kopf. Eventuell lag das auch an dem Wechsel aus einem klimatisierten Raum in die 35°C warme Dresdner Stadtluft. Wir waren gerade am Auto angekommen, als auch schon der Anruf kam, dass die Stammzellen aus meiner heutigen Spende reichen würden. Ich musste also nicht am nächsten Tag nochmal hin (Bei ca. 90 % der Spender genügt die Anzahl der Stammzellen vom ersten Entnahmetag - nur etwa 10 % der Spender müssen am zweiten Tag erneut in die Klinik zur Stammzellabgabe.)
Auf dem Heimweg habe ich die DKMS angerufen, um zu erfahren, wem ich da evtl. geholfen habe, bzw. etwas Hoffnung geben konnte. Ich habe Geschlecht und das Herkunftsland erfahren. Das Alter wurde mir hier nur mit "über 30" angegeben. Das genau Alter dürfe man nicht mehr nennen - die DKMS musste hier auf die vielen Recherchemöglichkeiten in den Sozialen Medien reagieren - der Patient und der Spender sollen einander zunächst unbekannt bleiben.
Der eigentliche Kontakt ist erst nach 2 Jahren erlaubt (wenn die Gesetze der Länder des Spenders und des Patienten es erlauben). Ich bin jetzt auch 2 Jahre lang nur für diesen Patienten reserviert - falls dieser nochmals eine Spende benötigt.
Für den Tag nach der Stammzellspende empfehle ich - aus den eigenen Erfahrungen - zu Hause zu bleiben! Auf Arbeit musste ich den ein oder anderen Rechtschreibfehler im Code "mehrmals" beheben.
Ich hatte noch 2 Tage lang Rückenschmerzen und ca. 4 Tage Kopfschmerzen. Jetzt geht es mir gefühlt so, wie vor dem Spritzen.
Einen Monat nach der Spende soll ich nochmals zu meinem Hausarzt etwas Blut abgeben. Die DKMS checkt dann, ob bei mir alle Werte wieder wie vor der Spende sind.
Fazit
Als Held sollte man hier nicht bezeichnet werden - "Mund auf, Stäbchen rein, Spender sein!" - das ist jetzt nicht so schwer. Hier noch eine schicke FAQ von der DKMS.
+ habe viel Anerkennung im Freundes-/ Kollegenkreis bekommen
+ das wirklich gute Gefühl, jemanden eine 40 - 70-prozentige Chance auf Heilung zu geben
+ ihm/ihr und dessen Familie Hoffnung zu geben
Ich spende auf jeden Fall wieder!