In der letzten Woche haben wir unseren 2. Hackathon veranstaltet und somit drei Tage lang das gesamte Team unserer Internet Agentur auf ein Thema angesetzt, was wichtiger nicht sein könnte: myty 6 - die Zukunft unserer hauseigenen Applikation.
Tyclipso entwickelt seit 13 Jahren ein Software Framework, welches wir liebevoll myty nennen, also MeinTyclipso – frei übersetzt. Nach so vielen Jahren haben sich Paradigmen bei der Softwareentwicklung und beim Interfacedesign verfestigt, die es aufzubrechen gilt. Es geht hierbei schlicht um eine bessere Nutzererfahrung und Bedienbarkeit. Es hat sich einiges getan am Markt. myty bekommt nun ein neues Gesicht, basierend auf unseren Erfahrungen der letzten 13 Jahre. Beim Hackathon wollten wir möglichst ungestört an diesen Themen arbeiten.
Am Mittwoch ging‘s mit Auftaktvorträgen und kleinen Präsentationen über Konkurrenzsysteme los, bevor die Teams zu 5 Sessions à 4h aufbrechen konnten.
Wir haben uns in 3 Teams aufgeteilt, die unterschiedliche Bereiche anpacken sollten. Hauptziel des Hackathons war es, die Paradigmen für die nächsten 5 Jahre zu skizzieren, zu evaluieren, prototypisch umzusetzen und festzuzurren. Das ist eine ordentliche Ladung Meta-Arbeit an einer riesigen Software mit vielen hundertausenden Zeilen Code.
myty Core Team
Das Team rund um unseren CTO Mike hat sich mit dem myty Quellcode beschäftigt und Rahmenbedingungen bzw. Standards definiert, mit denen bereits in der aktuellen Version 5 und zukünftig noch konsequenter gearbeitet werden soll. Dazu gehört zum Beispiel eine noch bessere Trennung von Design, Geschäftslogik und Steuerung (MVC-Modell). Doctrine, Bower, Angular sind einige Standards, die inzwischen immer tiefer im Kern Anwendung finden. Es wurden Testimplementierungen neuer Inline-Editoren vorangetrieben, hier haben wir uns inzwischen auf Froala festgelegt. Der Testcase sah sehr vielversprechend aus.
Screenshot: sieht nüchtern aus, steckt aber schon viel Technik dahinter: myty mit Froala
Außerdem hat Mike das neue Interface-Konzept vorgestellt, mit dem in Zukunft die Implementierung neuer Module wesentlich einfacher möglich wird. Zudem wird durch den neuen Aufbau eine völlig neue Nutzererfahrung möglich. Darauf freuten sich nicht zuletzt unsere UX-Designerinnen Aleks und Raja.
UX/Design Team
Das Team rund um unseren CEO Denis hat sich mit dem Handling vom myty beschäftigt. Neben dem neuen Farbsetting und Logo aus Version 5 können wir in der zukünftigen Version von myty Interaktionen viel direkter visualisieren. Der Nutzer versteht dann schon beim Benutzen, wie Funktionen wirken. Bisher sind diese teilweise erklärungsbedürftig. Während derzeit im myty das Prinzip: ich sehe alles, was ich gerade tun kann, vorherrscht, soll im neuen System das Prinzip gelten: ich sehe nur, was ich gerade benötige. Damit läuten wir für myty eine fundamentale Abkehr von früheren Ansätzen ein, wo ein Tool vor allem nach Quantität bewertet wurde. Heute zählen nur noch die relevanten Funktionen, die sollen dafür aber perfekt sein.
Damit wir das besser aus Sicht unserer Kunden reflektieren können, mussten Beatrix (32), Horst (56), Joachim (35) und Chantal (20) als Personas herhalten. Die Featureplanung realisieren wir übrigens über das sehr mächtige Tool Aha!.
Zum geflügelten Zitat wurde übrigens „Für Beatrix ist das nix!“ – wenn die Idee zu kompliziert wurde.
Beim Brainstorming haben wir viele Elemente erneut in Frage gestellt. Um die neuen Ideen anzutesten, haben wir auf Adobes neuste Applikation Experience Design (noch Beta und etwas eingeschränkt) zurückgegriffen und dort in Windeseile einen klickbaren Prototypen gebaut.
Screenshot: erste Visualisierungstests mit Musterelementen
Um einen Überblick über die Module und Menüstruktur zu gewinnen, haben wir mal wieder eine riesige, kollaborative Mindmap via Mindmeister gebaut. Wir nutzen diese Plattform schon seit ihrem Launch und hatten myty sogar ein Import-Modul spendiert, mit dem man komplexe Mindmaps als Navigation ins myty laden und synchronisieren kann.
myty Frontend Team
Unter der Leitung von unserem Senior Frontendentwickler Ron und Senior myty Entwickler Frank hat sich das Team mit aktuellen Frontend-Frameworks auseinander gesetzt. Ziel dabei war, Protoypen für das Frontend - insbesondere für komplexe Formulare - zu entwickeln. Dabei ging es vor allem um die Frage, ob Angular Material Design eine Chance bekommt, wir bei reinem Bootstrap bleiben oder andere Derivate in Frage kommen, z.B. Aurelia.
Nach all der Testerei wurde klar, dass Material Design zwar Spaß macht, aber auch einige Nachteile und Beschränkungen mit sich bringt. Obwohl wir die Entscheidung im Hackathon treffen wollten, mussten wir diese leider vertagen, damit weitere Evaluationen gemacht werden können. Letztlich geht es hierbei um eine langfristige Richtungsentscheidung, die vor allem mit Flexibilität und Komplexität vs. Kosten zu tun hat.
Ein Teil des Frontend-Teams hat zudem die myty Module dokumentiert und geprüft, welche der vielen Funktionen gestrichen werden können, damit eine bessere Usability und Pflegbarkeit der Software möglich wird. Nicht alle unsere Erfindungen in der Vergangenheit konnten sich als nützlich erweisen. Einige andere sind hingegen sehr nützlich, aber an falschen Stellen platziert.
Ziel war es, Grundlagen für die UX-Designer zu schaffen, die neue Screens für alle Anwendungsbereiche entwickeln werden.
3 Tage, was haben wir bei tyclipso gelernt?
Natürlich haben wir den Hackathon auch ausgewertet, denn 3 Tage intensive Zusammenarbeit des gesamten Teams an einem Projekt sind auch bei uns nicht alltäglich. Wichtigste Erkenntnis war, dass zum Hackathon bereits alle Evaluationen erfolgt sein sollten, damit sich das Team vor allem auf das Ergebnis konzentrieren kann.
Fakt ist: ein Hackathon bedeutet Ausnahmezustand. Dazu gehörte diesmal auch, dass Außentemperaturen von 35° herrschten. Das kam in etwa auch den Raumtemperaturen gleich – unsere Köpfe rauchten. Spaß hat es auch dieses Mal wieder gemacht - zur Nachahmung wärmstens empfohlen.